HARI RAYA.

Selamat Hari Raya Aidilfitri – Maaf Zahir Dan Batin

Und direkt einer hinterher. Da ich ja langsam aufholen muss bzw. die aktuellen Ereignisse einholen muss gibts jetzt schon den nächsten Beitrag. Ende Julie, genauer gesagt vom 26. bis zum 30.7. sind wir Freiwilligen aus dem Penang-Chapter nach Perlis gefahren um dort das Fastenbrechen zu feiern.

Der Trip wurde für uns organisiert und ebenso die Gastfamilien mit denen wir das Fest aus erster Hand erleben sollten. Hari Raya Aidilfitri heißt ungefähr soviel wie Großer Tag des Fastenbrechens.  Wie ihr euch beim Namen “Fastenbrechen” sicherlich denken könnt ist es das Fest, das auf den islamischen Fastenmonat Ramadan folgt (in Deutschland z.B. Zuckerfest genannt). Ich muss gestehen, dass ich nicht gefastet habe. Eigentlich gibt es da auch gar nichts zu gestehen nur wird man hier oft gefragt, ob man denn auch fastet respektive gefastet hat. Aber da es nicht meine Religion ist und ich eh nicht der Typ fürs Fasten bin (sieht man ja) habe ich darauf verzichtet. Vor allem der Verzicht auf Wasser wäre mir außerordentlich schwer gefallen.

Aber mal weiter im Text. Unsere Gruppe ist dann also nach Perlis gefahren. Perlis ist ein ziemlich kleiner Staat im Norden Malaysias, direkt an der Grenze zu Thailand.

perlis-loc

Mit seinen 200.000 Einwohnern und einer Fläche so groß wie Hamburg ist der kleinste Bundesstaat Malaysias zudem auch nicht so super entwickelt. Aber die paar Tage halten wir schon aus. Beeindruckend an der ganzen Sache finde ich, dass zu Hari Raya fast alle Menschen zurück in ihr Dorf fahren. Im TV sah ich, dass in Kuala Lumpur doppel oder triple Streife gefahren werden musste, da es zu der Zeit ein El Dorado für Einbrecher darstellt.

Dazu gibt es dann noch dieses famose Lied:

Es läuft eigentlich immer. Balik Kampung bedeutet nach Hause fahren bzw. zurück ins Dorf fahren – für Hari Raya eben. Schlimmer noch als bei uns an Weihnachten sind die Straßen dementsprechend verstopft. Wir sind mit dem Bus hingefahren. Als wir ankamen wurden wir von einem netten aber nervigem Mann namens Salam abgeholt. Es passierte natürlich nichts ohne das nicht 200 Bilder gemacht wurden. Ja und so wie ich mir Perlis vorgestellt hatte war es auch. Es gab nichts. Außer ein paar Restaurants und eine Bowlingbahn in der “Hauptstadt”. Aber okay, wir waren ja auch fürs Hari Raya da. Am ersten Tag brachte uns Salam und die AFS Chapterpräsidentin dann zu einer Gastfamilie in der wir uns den Tag über aufhielten. Am Abend sollte dann jeder zu einer anderen Familie kommen oder zwei zu einer oder oder, das wusste wie immer niemand so genau.

Nachdem wir den Tag mit einer Kokosnussernte, TV gucken und rumhängen verbrachten gab es am Abend dann endlich was zu Essen. Es war ja noch Ramadan also mussten wir die nächsten drei Tage mitfasten bzw. taten dies aus Respekt. Das Essen war ganz gut. Ehrlich gesagt hatte ich es mir leckerer vorgestellt aber wenn man aus Penang kommt sind die Ansprüche wohl etwas zu hoch. Der Moment des ersten Abschieds sollte kommen. Nacheinander wurde unsere Gruppe aufgeteilt und Leute weggebracht oder abgeholt (mein Fehler: die zwei Mädchen aus unserer Gruppe wurden schon vorher zu Familien gebracht). Ich blieb dann aber mit meinem “Hari Raya Partner”, er und ich sollten gemeinsam in eine Familie, am selben Ort und verbrachten die Nacht dort.

Am nächsten Tag sollten wir dann endlich gegen Mittag abgeholt werden und zu unserer richtigen Gastfamilie kommen. Zeitlich verschob sich das Ganze dann etwas, wie es nun mal so ist in Malaysia. Als wir endlich abgeholt wurden hatten wir direkt ziemliches Glück. Unsere Gastschwester sprach Englisch. Das war überhaupt nicht selbstverständlich. Eigentlich kann man Englisch auch nur in Penang, Kuala Lumpur und den Touri-Gegenden erwarten.

Sie war sehr nett und brachte uns in das riesige Haus ihrer Familie. Eigentlich gehörte die gesamte Straße der Familie. Man fuhr die s,ich schlängelnde, Straße entlang und jedes Haus, links und rechts, gehörte einem Verwandten. Man fuhr bis man zum Ende der Straße angelangt war. Dort stand dann das “Haupthaus”. Es war wirklich riesig. Wir machten uns erst einmal daran, den Garten und das ganze Drumherum zu erkunden.

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Zeitgenössische Kunst

 

Nach Sonnenuntergang gab es auch hier wieder ein kleines Festmahl. Diesmal auch verdammt lecker und sehr viel, kein Wunder bei so vielen Verwandten. Wir kamen im Haus der verstorbenen Oma unter. Im Gästezimmer hatten wir unseren eigenen Fernseher, unser eigenes Bad und eine Aircon. Also alles was das Herz begehrt. Am Abend wurden wir gefragt, ob wir denn gerne die traditionelle malaysische Kleidung haben möchte, den sog. Baju Melayu. Wir bejahten und fuhren gegen 23 Uhr los. Unser Glück, dass die Familie Geld hatte und uns den Baju Melayu bezahlt hat. Wirklich eine sehr sehr nette Geste!

Der Baju Melay trägt sich sehr entspannt, wie ein Schlafanzug. Dazu trägt man einen Sarong über der Hose und einen Songkok, eine bestimmte Kopfbedeckung. Als wir dann wieder zu unserem Haus kamen machten wir noch gleich aus, dass wir gerne um 5 Uhr, bevor die Sonne aufgeht, was zu essen hätten.

Soweit so gut, 5 Uhr morgens. Wir dachten wir müssten vielleicht irgendwo hin gehen damit wir was bekommen aber falsch gedacht. Pünktlich um 5:30 knatterte der Motor eines Rollers vor unserer Tür und wir bekamen es frei Haus geliefert. Das nenne ich Service und vor allem Gastfreundschaft! Ziemlich unschön war dann allerdings die Nachricht, dass wir um 12 Uhr wieder abgeholt werden und woanders hingebracht werden sollten. Das hätte wohl die Chapterpräsidentin von Perlis gesagt. Ich muss sagen ich fand das ziemlich schade und sehr beschämend. In zwei Tagen zwei verschiedene Familien. Und diese schenkt uns auch noch die Klamotten für ein Fest, das wir dann nicht mit ihnen feiern können. Mir war die ganze Sache sehr unangenehm.

Es ließ sich nicht ändern. Wir wurden pünktlich um 14 Uhr abgeholt bzw. weggebracht. Unsere neue Gastfamilie sollte dieselbe wie die einer Freundin werden. Warum wir also nun zu dritt bei einer Gastfamilie waren konnte sich niemand beantworten. Aber auch diese Familie war sehr sehr gastfreundlich. Und vor allem hatten sie einen wunderschönen Garten.

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Und endlich kam dann der Moment des Fastenbrechens! Am Abend wurden wir alle an die Küste gebracht. An diesem Ort wurden mehrere Messgeräte aufgestellt um den genauen Zeitpunkt des Mondaufgangs messen zu können. Malaysia hat zusammen mit Brunei und Indonesien die Einigung, dass wenn irgendwo in diesen drei Ländern der Mond zu sehen ist das Fasten offiziell vorbei ist. Ziemlich clever. Dazu kam dann noch der Kronprinz, er schaute einmal durch und ging wieder. Irgendwann aßen dann alle. Ich habe nicht wirklich verstanden wer jetzt wo und wann den Mond gesehen hat aber das schien am Ende gar nicht so wichtig zu sein. Na jedenfalls gab es nun essen und der Ramadan war vorbei. Meine harte Zeit des 3 Tage fastens war nun endlich vorbei. Ich muss allerdings meinen ehrlichen Respekt aussprechen, ich würde es niemals einen ganzen Monat bei dieser Hitze ohne Wasser und Essen am Tage aushalten. In Europa muss das ganze ja noch viel schlimmer sein bezüglich der Sonnenauf- und untergänge. Gleichzeitig erschliesst sich mir der Sinn nicht. Aber das ist mein christlichen Fasten genauso. Jeder wie er meint.

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Ich, mega hübsch

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Da guckt er…

Ich und zwei weitere Freunde wurden gefragt, ob wir noch mit zum Königspalast wollten. Dort sei an diesem Abend einiges aufgebaut. Im Prinzip war es Belustigung für Kleinkinder. An sich ganz nett aber ungeeignet für mich. Trotzdem hab ich mich einmal auf das “Rodeosurfbrett” – der Bulle war wohl gerade grasen – gewagt. Tolle Sache…

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Hier speist der King

 

Tags drauf sind wir um die Mittagszeit noch einmal zum Palast. Diesmal war es eindeutig besser. Es gab Eiscreme und kalten Kakao sowie allerlei Essen umsonst. Das gefiel mir. Dann nahm ich mir ein Wassereis und fand heraus, dass es ein Maiseis ist. Mit lecker Maiskörnern. Öfter mal was neues. Wir wurden dann, weil wir ja so schön weiß sind, dem König und der Königin vorgestellt. Die Queen lud uns sogleich zum Essen ein. Das gefiel mir auch. Das Essen war nicht unbedingt besser aber immerhin gab es Softdrinks und Messer und Gabel! Wir freundeten uns mit dem Chefbodyguard an und schossen wieder 1000 Bilder bevor es dann wieder zurück zur Gastfamilie ging.

 

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Palasttorte mit LED Lichterkette.

Die Hari Raya Zeit ist eine Zeit die geprägt ist von Familienbesuchen und dem sog. Open House. Open House bedeutet, dass der/die Gastgeber sehr viel zu Essen vorbereiten und im Laufe des Tages oder Abends viele Menschen spontan zum Essen und quatschen vorbei kommen. Man spricht sich unter einander aber schon ab wer wann sein Open House veranstaltet. Wir waren zuerst bei einem Verwandten unserer Gastfamilie, so richtig auf dem Land. Auch er besaß einen riesigen Garten mit vielen leckeren Früchten und Tieren.

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Jackfruitart, frisch geerntet

 

Abends und den nächsten Tag ging es dann weiter mit den ganzen offenen Häusern. Ich habe selten soviel und soviel gutes gegessen! Unfassbar lecker! Teilweise etwas eintönig, viele boten nur Laksa – Fischsuppe – an, aber oft genug viel Auswahl.

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Spezieller Kuchen aus Borneo – der Hammer!

 

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Gäste und Knabberzeug am Abend

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Drachenfrucht, frisch aus dem Garten

 

Abschliessend kann ich sagen, dass diese Erfahrung viel besser als erwartet war! Natürlich, ein Jahr verbringen könnte ich hier niemals. Aber ein Wochenende mal die Festivitäten aus erster Hand mitzuerleben war schon sehr aufregend. Mit der Familie unserer Gastschwester hab  ich mich auch schon in Penang getroffen – und Durian gegessen haha. Ich fands richtig gut!

Next: 1 Woche Kambodscha & 1 Woche Vietnam & Besuch aus der Heimat!